Vermessungswesen aktuell 2023 am Puls der Zeit

Traditionell trifft sich die Geo-Community Nordrhein-Westfalens im November zur Herbstveranstaltung „Vermessungswesen Aktuell“ des DVW NRW e.V. im Haus der Technik in Essen. Über 280 Teilnehmende, davon knapp 140 in Präsenz vor Ort, hörten, dass unsere täglichen Fragestellungen aus der Geodäsie, Geoinformation und dem Landmanagement Lösungen für die Fragen der Zeit liefern können – und das interdisziplinär.

  • Begrüßung und aktuelle Entwicklungen
    Dipl.-Ing. Andreas Wizesarsky | DVW NRW e. V.
  • „Cop4ALL“ in der praktischen Anwendung bei Katasterbehörden
    Dipl.-Ing. Stefan Rattmann | Kreis Kleve
  • Digitaler Zwilling „Gefahrenabwehr” – ein Werkstattbericht aus dem Katastrophenschutz
    Dipl.-Ing. André Caffier | Ministerium des Innern NRW
  • Fachinformationssystem Klimaatlas NRW – Dokumentation des Klimawandels in Nordrhein-Westfalen
    Dipl.-Ing. Antje Kruse | Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW
  • Entwicklung eines Messkonzepts für die flächenhafte Aufnahme von unterirdischen Kanalbauwerken mit dem 3D Scansystem TRIMBLE X7
    BSc. Franziskus Henkelmann | Universität Bonn
  • Machine-Learning und KI in der Wertermittlung
    MEng. Johannes Kopka | Hochschule Bochum
  • Teilen um Zusammenzulegen – Die Flurbereinigungsverfahren „Werthenbach I und II”
    Dipl.-Ing. Louisa Wyneken | Bezirksregierung Arnsberg
  • Kreise in NRW: mit Geoinformationen in die digitale Zukunft
    Dipl.-Ing. Sonja Boxhammer | Kreis Herford
    Dipl.-Ing. Martin Oschinski | Kreis Unna
    Dipl.-Ing. Manfred Wewers | Kreis Coesfeld
    Dipl.-Ing. Michael Feilenbach | Rhein-Kreis Neuss
  • Das neue ÖbVI-Gesetz
    Dipl.-Ing. Björn Semler | ÖbVI / BDVI NRW
    Dipl.-Ing. Jochen Seidel | Ministerium des Innern NRW

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Traditionell trifft sich die Geo-Community Nordrhein-Westfalens im November zur Herbstveranstaltung „Vermessungswesen Aktuell“ des DVW NRW e.V. im Haus der Technik in Essen. Über 280 Teilnehmende, davon knapp 140 in Präsenz vor Ort, hörten, dass unsere täglichen Fragestellungen aus der Geodäsie, Geoinformation und dem Landmanagement Lösungen für die Fragen der Zeit liefern können – und das interdisziplinär.

Im ersten Fachvortrag beleuchtete Dipl.-Ing. Stefan Rattmann vom Kreis Kleve das Fernerkundungsverfahren COP4ALL NRW aus Sicht einer Katasterbehörde. Dabei steht COP4ALL jeder Katasterbehörde kostenfrei zum produktiven Einsatz zur Verfügung, wovon zurzeit 26 einen Zugang besitzen. Die Ergebnisse zeigen, dass die erhaltenen Änderungshinweise eine sinnvolle Ergänzung des kommunalen topographischen Informationsmanagement darstellen.

Dipl.-Ing. André Caffier vom Ministerium des Innern NRW stellte in seinem Vortrag unter dem Titel „Digitaler Zwilling „Gefahrenabwehr“ – ein Werkstattbericht aus dem Katastrophenschutz“ die Arbeitshypothese auf, dass der Bereich der nichtpolizeilichen Gefahrenabwehr eine wichtige Nutzergruppe sei, in der Geoinformationen jedoch noch nicht umfassend angekommen seien. Dies betreffe den Arbeitsalltag von Brandschutz / Hilfeleistung aber auch dem Katastrophenschutz – insbesondere freiwilliger Kräfte. Vor diesem Hintergrund wird der Digitale Zwilling Gefahrenabwehr in NRW aufgebaut mit Sortierung geeigneter Geodaten nach Szenarien – Erde, Feuer, Wasser, Luft – und stets nach Rücksprache und auf Basis der Bedürfnisse der Anwender.

Die Klimakrise ist nicht nur in aller Munde, sondern sie wird vor Ort immer spürbarer. Dipl.-Ing. Antje Kruse, Fachbereichsleiterin im Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW, konnte dies eindrücklich im dritten Fachvortrag zum Fachinformationssystem „Klimaatlas NRW“ verdeutlichen. Der Klimaatlas ermöglicht dabei durch die Verortung und Verschneidung von Fachinformationen sowie deren GIS-gestützten Präsentation groß- und kleinräumige klimatische Sachverhalte darzulegen.

Die Auszeichnung der besten Absolventinnen und Absolventen an den NRW Hochschulen und der Universität ist obligatorisch für den DVW NRW. Dabei ist es gute Tradition, dass Preisträgerinnen und Preisträger ihre Ergebnisse der Abschlussarbeiten präsentieren. B.Sc. Franziskus Henkelmann erarbeitete im Rahmen seiner Bachelorarbeit an der Universität Bonn ein Messsystem für die flächenhafte Aufnahme von unterirdischen Kanalbauwerken mit dem 3D-Scansystem Trimble X7. M.Sc. Johannes Koppka untersuchte in seiner Masterarbeit an der Hochschule Bochum die Möglichkeiten von Machine-Learning & Künstlicher Intelligenz in der Wertermittlung.

Im sechsten Fachvortrag berichtete Dipl.-Ing. Louisa Wyneken von der Bezirksregierung Arnsberg vom „Teilen um Zusammenzulegen“ bei den Flurbereinigungsverfahren Werthenbach I und II. In diesen Verfahren wurde die zersplitterte und unwirtschaftliche Gemengelage Werthenbach durch die Auseinandersetzung einer historischen Altsohlstätte nach Gemeinheitsteilungsgesetz und anschließender Zusammenlegung der Waldgenossenschaften nach Gemeinschaftswaldgesetz (GWG) durch die Flurbereinigung in den Jahren 2021 bis 2025 einer zukunftsfähigen Struktur überführt.

Dipl.-Ing. Sonja Boxhammer (Kreis Herford), Dipl.-Ing. Martin Oschinski (Kreis Unna), Dipl.-Ing. Manfred Wewers (Kreis Coesfeld) und Dipl.-Ing. Michael Feilenbach (Rhein-Kreis-Neuss) thematisierten in ihrem gemeinsamen Vortrag die Rolle der Geoinformationen für die digitale Zukunft und beleuchteten diese anhand konkreter kommunaler Beispiele verschiedenster Fachinformationen. Dabei kämen kommunale GDI und digitalen Zwillingen aufgrund ihres Innovationscharalters zukünftig eine zentrale Bedeutung zu.

Im abschließenden Fachvortrag zum neuen ÖbVI-Gesetz referierten Dipl.-Ing. Björn Semmler (BDVI NRW) und Dipl.-Ing. Jochen Seidel (Ministerium des Innern NRW) über die wesentlichen Änderungen des neuen Berufsrechts. Ausgangspunkt der Novelle sind die großen Herausforderungen der ÖbVI, die durch ein hohes Durchschnittsalter (ca. 59 Jahre), einem Fachkräftemangel und wachsenden IT-Anforderungen geprägt sind. Vor diesem Hintergrund ist das neue Berufsrecht mit ÖbVIG NRW, DVOzÖbVIG und dem ÖbVI-Erlass als ein wesentlicher Baustein zu sehen, der die Bündelung von Ressourcen (Fachkräfte & Technik) sowie die Verschlankung und/oder Neukonzipierung der Prozesse ermöglicht – bei Beibehaltung einer „Vermessungs-Beamten-Ausbildung“ als Zulassungsvoraussetzung.

Die aktuellen Zahlen des Berufsnachwuchses zeigen dabei deutlich, dass diese Herausforderungen nicht allein durch gesetzgeberische Maßnahmen gelöst werden können. Vielmehr stellt dies eine Gesamtaufgabe für alle Akteure der Geodäsie, Geoinformation und des Landmanagements dar. Jede und jeder ist aufgerufen, sich in der Nachwuchskampagne vor Ort zu beteiligen. Die landesweite Kampagne geodäsie.nrw steht allen Kolleginnen und Kollegen an dieser Stelle gerne unterstützend zur Seite.

Die Vorträge finden Sie als nachhaltige Tagungsdokumentation im Vortragsarchiv des DVW NRW e.V. zum freien Download. Im Kalender 2024 kann bereits Donnerstag, 28.11.2024 als nächster Termin für „Vermessungswesen Aktuell“ vorgemerkt werden.

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